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Persönliche Zukunftsplanung – Anpassung eines bürgerzentrierten Instruments an die Bedürfnisse von Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf

Um die für Deutschland nun verbindliche UN-Konvention umzusetzen, bedarf es innovativer Wege und Lösungen: Eine Herausforderung stellt dabei die Inklusion von Menschen mit komplexen Behinderungen dar. Sie sind Teil der Gesamtmenschheit und machen gerade diese Gesamtmenschheit aus, doch spielt sich ihr Leben zum Großteil ausschließlich in Sondereinrichtungen ab. Mit dem Projekt „persönliche Zukunftsplanung“, dessen Idee Teil der inklusiven Pädagogik ist, möchte die Stiftung Leben pur konkret und aktiv Menschen mit sehr schweren und mehrfachen Behinderungen ermöglichen, ihr Leben ein Stück mehr selbst in die Hand zu nehmen, und ihre Kontakte mit ihrem sozialen Umfeld stärken, damit sie weg von der institutionellen oder familiären Isolation weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken können. Das Verfahren der PZP leitet sich aus den nordamerikanischen Entwicklungen des „person-centered planning“ ab und findet seit einigen Jahren auch in Deutschland – wenn auch bislang noch nicht für Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf – zunehmend Verbreitung. Im Mittelpunkt des Projekts stehen zunächst 6 junge Menschen im Alter von 17 bis 21 Jahren, die sehr schwere körperliche und geistige Behinderungen haben und nicht über Lautsprache verfügen. Gemeinsam mit ihnen wird eine jeweils eintägige PZP unter Einbezug ihres ausgewählten Unterstützerkreises (soziales Netzwerk aus Eltern, Freunden, Nachbarn, professionell Tätigen wie Lehrern, Therapeuten etc. und ehrenamtlichen Helfern) veranstaltet. Bereits im Vorfeld werden Kommunikationswege gesucht, um eine gemeinsame Lebensplanung an den Wünschen, Bedürfnissen und Vorstellungen desjenigen ausrichten zu können. Von seinen Träumen und Visionen ausgehend werden von Personen aus seinem sozialen Umfeld konkrete nächste Schritte zu deren Verwirklichung abgeleitet. Ein konkreter Wunsch und Ziel eines Menschen mit einer schweren Mehrfachbehinderung kann zum Beispiel die aktive und regelmäßige Teilnahme am Gemeindeleben der örtlichen Kirche sein, verbunden mit Organisation und Aufteilung der Fahrgelegenheiten und Betreuung außerhalb der meist ohnehin überlasteten Familie. Auch wenn dieser Wunsch einfach und bescheiden erscheint, ist dieses Vorhaben aufgrund eines häufig dünnen sozialen Netzwerks der betroffenen Familien, der vielen zu koordinierenden Termine mit Krankenhaus, Therapeuten und z.B. Schule, den alltäglichen medizinisch-pflegerischen Erfordernissen und den komplizierten Umständen der notwendigen Beförderungsvoraussetzungen oft nur schwer umzusetzen. Das Ziel einer anderen Person könnte die Auswahl eines Wohnheimes und die Gestaltung des Übergangs von Schule in die nachschulische Beschäftigungssituation sein. Die Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen der betroffenen Menschen stehen dabei immer im Zentrum. Inwiefern die in der PZP eingeleiteten konkreten Schritte unter Mitwirkung des sozialen Umfeldes tatsächlich umgesetzt wurden, wird in regelmäßigen Abständen innerhalb eines Jahres anhand von Befragungen verantwortlicher Personen aus dem Unterstützerkreis sowie der Person selbst untersucht.

Kontakt:
Wissenschafts- und Kompetenzzentrum der Stiftung Leben pur
Dr. phil. Nicola Maier-Michalitsch
michalitsch@stiftung-leben-pur.de