Tecklenburger Biografie – Methode (TBM)

Menschen mit Behinderungen werden heute deutlich älter als früher. Damit gewinnt das Thema Demenz in der Behindertenhilfe zunehmend an Bedeutung. Wie können wir diesem wachsenden Bedarf nach noch intensiverer Betreuung konzeptionell begegnen? Neuere Studien belegen, dass ergotherapeutische Verfahren, insbesondere die sensorische Stimulation, positive Effekte auf Apathie, Verhalten und Lebensqualität von mittelschwer und schwer dementen Menschen haben. Menschen mit Demenz erleben „jeden neuen Reiz“ und damit jede neue Situation als Irritation. Es ist ein Leben voller Anspannung und gleicht einem Teufelskreis. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass sich auffälliges Verhalten zurückentwickelt, wenn man gezielt Sinnesreize setzt.

Eine zielgerichtete sensorische Biografiearbeit, die auf die letzte Lebensphase ausgerichtet ist, erscheint da als gute Möglichkeit, diesem Bedarf effektiv zu begegnen. Dazu haben wir die „Tecklenburger Biografie-Methode“ (TBM) entwickelt. Diese Methode beinhaltet verschiedene Werkzeuge, beispielsweise einen 13-seitigen „Fragenkatalog der Sinne“. Vor allem für Menschen mit deutlichen Handicaps, die sich nur sehr eingeschränkt oder gar nicht verbal mitteilen können, ist für die Befragung ein weiteres Werkzeug, der „Koffer der Sinne“, entwickelt worden. Bestandteil dieses Instruments ist zum Beispiel ein Fotobuch mit dem Titel „Was schmeckst du gerne?“. Es zeigt Obst- und Gemüsesorten sowie Gerichte. Stoffquadrate in verschiedenen Materialien können gefühlt werden, um individuell ermitteln zu können, welches Material als angenehm empfunden wird. Über Dufthölzer werden geruchliche Vorlieben ermittelt und mit CDs die Lieblingsmusik ausgewählt.

Welche Marmelade schmeckt der Person am besten? In welcher Bettwäsche schläft der Mann mit Behinderung am liebsten? Welchen Duft riecht die Frau mit einer komplexen Mehrfachbehinderung gern? Wer die Antworten auf diese Fragen nicht kennt, wird sie mithilfe des „Koffers der Sinne“ finden. Er ist eine bewährte Methode zur strukturierten Erfassung individueller Vorlieben, mit der Menschen bei fortgeschrittener Demenz gut betreut werden können. Die vertraute sensorische Stimulation mittels einer zuvor standardisiert ermittelten Datenbasis birgt die große Chance, das Leben für Menschen mit Demenz in ihrer letzten Lebensphase so angenehm und vertraut wie möglich zu gestalten.

Kontakt:

Ledder Werkstätten gemeinützige GmbH
Jörn Winter
j.winter@ledderwerkstaetten.de

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